Wie hilft die Ernährung bei Angst und Stress?

Ernährung ängstlicher, gestresster Hunde

Die Fütterung von ängstlichen, gestressten, nervösen Hunden

zwei spielende Hunde
Hundespiele - auch hier wird Adrenalin ausgeschüttet

Zu unruhig, zu ängstlich, zu aggressiv - einerseits sind das Einschätzungen des Menschen über das Verhalten eines anderen Lebewesens - subjektive Einschätzungen.

  • Das Verhalten eines Hundes wird auch durch seine Erfahrungen geprägt, und da haben manche einfach einen schlechteren Start ins Leben.
  • Rassen zeigen ein unterschiedliches Verhalten - ein Jack-Russel ist anders als ein Pudel, der wieder ganz anders ist als ein Schäferhund oder Malinois - oder ein Neufundländer.
  • Selbst innerhalb eines Wurfes sind die Charaktere verschieden …
  • und die Menschen, mit denen diese Hunde zusammenleben, haben Individuelle Wünsche und Vorlieben an und bei ihren Hunden.

Das alles wirkt sich auf das Verhalten des einzelnen Hundes aus. Hunde sind extrem anpassungsfähig - und doch gibt es immer wieder Hunde, die zu ängstlich sind, zu gestresst, zu nervös. Es gibt verschiedene Wege, ihnen zu helfen – ein Möglichkeit ist die angepasste Ernährung.

Physiologie und Hunde-Verhalten

Physiologisch gesehen, es gibt im Körper Systeme, die aktivieren und beschleunigen – und solche, die wieder beruhigen. Beides sollte im Gleichgewicht sein - auch zeitlich. Nach einer Phase der Anregung braucht ein Hund auch Zeit zur Erholung.

  • anregend (oder aufregend) wirkt das sympathische Nervensystem (es ist an der Kampf-oder Flucht-Reaktion beteiligt)
  • Amygdala (ein Gehirnbereich, in dem das "Furchtempfinden" gespürt wird)
  • Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin (die "Kampf-und Flucht-Hormone", z.B. beim Rennen und Hetzen ausgeschüttet)
  • (Und weiteres …)

Beruhigend (und verdauungsfördernd) wirken unter anderem:

  • das parasympathische Nervensystem (es fördert die Verdauung, im weitesten Sinne)
  • der Neocortex (ein Gehirnbereich, der bewußt Erfahrungen bewertet und daraus entscheidet, sozusagen der Verstand)
  • Serotonin.

Über die Zeit betrachtet sollte ein Lebewesen im Gleichgewicht dieser Systeme und Stoffe sein. Ein Ungleichgewicht dieser Systeme von Anspannung und Entspannung kann dazu führen, dass ein Hund nervös, depressiv, oder ängstlich wird - dass er sich nicht wohl zu fühlen scheint.

Serotonin in der Fütterung

Serotonin ist ein Botenstoff im Gehirn. Serotonin beruhigt. Es macht glücklich (es wird besonders beim Essen von dunkler Schokolade gebildet - das ist nichts für Hunde ;-)) Serotoninmangel im Gehirn macht depressiv oder aggressiv.

Serotonin kann man nicht (fr)essen. Es ist zu groß, um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Es muss vom Körper selbst gebildet werden. Die Vorstufe aber, die Aminosäure Tryptophan, kann gefüttert werden. Tryptophan wird in 5-HTP umgebaut, und das in Serotonin. B-Vitamin (B3, B6) ist für die Synthese wichtig. Bei Stress (Cortisol!) funktioniert die Bildung von Serotonin nicht mehr effektiv.

Die Einnahme/ Fütterung von Tryptophan oder 5-HTP und Vitamin B sorgt also dafür, dass dem Körper mehr Serotonin zur Verfügung steht. Tryptophan ist z.B. in Reis, Haferflocken, Kuhmilch enthalten (vorausgesetzt, der Hund verträgt das. Viele Hunde mit längeren Beschwerden können hier allergisch auf Futterbestandteile reagieren. Dann führt das tryptophanreiche Milchprodukt vielleicht zu neuen Schmerzen und weiteren Stress. Glücklicherweise gibt es auch andre Möglichkeiten, einen Hund zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu verhelfen.))

Wird ein Hund zu proteinreich gefüttert, gelangt zu wenig Tryptophan ins Gehirn - andere Aminosäuren "drängen sich vor". Dann wird zu wenig Serotonin gebildet – obwohl das Fleisch eigentlich ausreichend Tryptophan enthält. Auch so können Kohlenhydrate in der Ernährung nützlich sein: bei ihrer Verdauung wird Insulin freigesetzt. Das erleichtert es dem Tryptophan, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Tryptophan konkurriert hier nämlich mit anderen Aminosäuren um die Transporter, und die anderen Aminosäuren werden durch das Insulin bevorzugt im Körper gebraucht. Dann bleibt mehr Tryptophan für das Gehirn. Leider kann eine zu proteinreiche Fütterung gerade in der Welpen-und Junghundezeit zu bleibenden Veränderungen im Gehirn führen … (mündliche Mitteilung Martin Gansloßer, 2021)

So kann auch Tryptophan in der individuell angepassten Fütterung eines Möglichkeit sein, einen nervösen, gestressten Hund zu helfen, gelassener zu werden. Und gerade bei chronischen Verdauungsbeschwerden ist die Psyche des Hundes ein ganz wichtiger Aspekt, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden langfristig zu verbessern.

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