Kotfressen - ist es nur eine unschöne Angewohnheit? Oder eine ernste Gefahr für den Hund?

Kotfressen

Kotfressen - welcher Hund frisst was?

Portrait eines Münsterländers
Er hat tatsächlich nie Kot gefressen.

Erst mal: Wer wie ein Hund für grünen Pansen schwärmt, am besten schön warm und von Fliegen umschwärmt, dem ist ja alles zuzutrauen, oder? (ja, bei uns taut der Pansen auf dem Hof auf, und die Fliegen kommen im Sommer schon, wenn er gerade aus der Gefriertruhe kommt, lange bevor das grüne Zeug aufgetaut ist …)

  • Welpen fressen alles. Sie fressen auch ihrem eigenen Kot und den anderer Tiere. Welpen fressen aber auch Steine und Holz. Welpen probieren sämtliche interessanten Blüten im Garten (Vorsicht: die sind fast alle giftig!) - oder Teppiche und Fransen, und Haare, Schuhe und alles, das irgendwie ins Maul passt. Haben sie deswegen einen Mangel? Nein, sie sind jung. Sie müssen erst lernen, was sie dürfen und was nicht.
  • Frisst ein ausgewachsener Hund Kotvon allen anderen Tieren, dann schmeckt es ihm wohl - aus welchen Gründen auch immer.

Hier muss man schauen. Hunden schmecken Pferdeäpfel anscheinend sehr. Und Schafsköttel auch. Und Hasenköttel. Und Katzenkot, am besten direkt aus dem Katzenklo, das scheint ein absoluter Höhepunkt zu sein. Da spielt wohl auch die tägliche Beschäftigung und das Verbotene mit rein :-((

(Pferdeäpfel sind für Hunde mit MDR1-Defekt eine wirkliche Gefahr. Gerade im Frühjahr werden Pferde entwurmt, und diese Wurmkuren enthalten oft Ivomectin oder andere Avermectine, die bei diesem genetischen Defekt ins Nervensystem gelangen können. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Hunde mit MDR1-Defekt sind hauptsächlich Aussies, Collies (erstaunlicherweise nicht der Bearded Collie), aber auch auch bei den Huskies gab es Avermectin-sensitive Hunde. In den USA kam auch beim Schäferhund der MDR1-Defekt vor. Das Vorkommen des MDR1-Defektes hängt von der Genetik der Rasse ab.)

Kot-Fressen - was tun?

Wenn es nur ein unerwünschtes Verhalten ist, ist die Lösung Training.

  • Pferdeäpfel konnte ich nicht trainieren, weil meine Hunde täglich mit im Stall waren, in der Box auch. Immer wieder etwas fanden sie etwas. Draußen war es nie ein Problem für uns. Pferdeäpfel liegen gut sichtbar auf dem Weg. Es gibt Vorwarnung, und weil ich auf meine Hunde ziemlich achten muss, habe ich Zeit, mich darauf vorbereiten. Und draußen interessieren sie sich auch nicht dafür. (Eifersucht spielt bei mir auch eine Rolle - beim Ausmisten haben sie sich immer sehr gerne den Bauch damit gefüllt ...) Pferdeäpfel werden aber von gesunden Hunde eigentlich gut vertragen. Man kann es irgendwie auch als proteinreiche und ballaststoffreiche Zwischenmahlzeit betrachten, und wenn es die Fellnasen glücklich macht …. Gefahr ist eigentlich der MDR1-Defekt.
  • Bei Hundekot-Fressen wird das mit dem Aufpassen nichts. Hundekot liegt meistens versteckt im Unterholz.
  • Auch Hasenköttel liegen verstreut im Gras und erweisen sich als recht trainingsresistent.
  • Schafkot - wenn ein Schäfer umgezogen ist - ist für meine Hunde ein Leckerbissen :-(. Und sie verstehen auch gar nicht, warum das Frauchen so böse wird.
  • Menschliche Hinterlassenschaften sind anscheinend ein absolutes geschmackliches Highlight. Ich kenne keinen Hund, der sich nicht darauf stürzen würde …. Da kann man nur gut aufpassen. Da wir oft am Wanderweg unterwegs sind, bleiben meine Hunde da an der Leine. Das spart mir Ärger und den Hunden einen unnötigen Anpfiff.

Hundekot-Fressen beim erwachsenen Hund finde ich allerdings nicht normal.

Wie gesagt, beim Welpen gilt das nicht. Das Fressen von Hundekot außerhalb der Welpen- und Junghundezeit ist allerdings nicht mehr normal. Die Ursache können Verhaltensprobleme ebenso sein wie gesundheitliche. So gibt es manche Zwingerhunde, die so langweilig aufgezogen wurden, dass sie mit ihrem einzigen Spielzeug spielen - ihrem eigenen Kot - und es dann auch fressen. So kann eine Verhaltensstörung entstehen, die auch bei besserer Haltung bleibt.

Im Gegensatz zu den anderen leckeren Fundstücken - aus Hundesicht lecker jedenfalls - ist Hundekot ja schon einmal durch einen Hund gegangen. Die wichtigen Nährstoffe sind schon verdaut worden. Wenn ein Hund den Kot anderer Hunde frisst, sollte man auf die Verdauung des eigenen Vierbeiners einen ganz genauen Blick werfen. Kotfressen kann nämlich auch ein Hinweis auf Vitaminmangel sein, genauer gesagt auf einen Mangel vor allem an Vitamin B12. Das ist ein ziemlich wichtiges Vitamin zur Beurteilung der Verdauung beim Hund - und nicht nur da. Bei schweren Magenschleimhautentzündungen, bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen und -Schwäche(Pancreatitis und Pancreasinsuffizienz) und bei Darmschäden kann B12 nicht ausreichend aus der Nahrung aufgenommen werden.

Mein Hund frißt Kot - was tun?

Wie immer - es hängt davon ab. Vieles kann man mit entsprechenden Training regeln. Und eine Kurz-Leine kann manchmal auch nötig werden, wenn man weiß, dass die Probleme auf einen warten. Wie bei allem, das draußen unerwünscht gefressen wird, kann ein Maulkorb auch beim Kotfressen natürlich eine Lösung sein. Wenn der Verdacht auf ein gesundheitliches Problem besteht, dann sprechen Sie mit einem Therapeuten. Denn Kotfressen kann auf einen Mangel deuten - muß aber nicht.

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