Rückenschmerzen beim Hund

Hunde mit Rückenschmerzen kommen regelmässig in die Praxis. Oft ist die Ursache für die Schmerzen einfach: Stauchungen der Wirbelsäule nach einem beobachteten Unfall, ein Rempler beim Toben mit den Kumpanen, "Vertreten-Haben" nach einem Sprung … Manchmal ist es ein Organproblem. Immer aber wirkt es sich auf die Organe aus …

Inhalt:

  1. 1. Symptome von Rückenschmerzen
  2. 2. Rückenschmerz als Folge von Überbeanspruchung der Wirbelsäule
  3. 3. häufig bei Rückenschmerzen beim Hund sind Bandscheibenvorfälle: Die "Dackellähmung" - Diskushernien
  4. 4. Schmerz-Ursache Spondylose beim Hund: Arthrose der Wirbelsäule

Rückenschmerzen beim Hund

"Rückenschmerzen" sind nur ein Symptom, eine Schwäche. Dabei vermeiden es Hunde, Schwächen erkennen lassen. Rückenschmerz ist keine Diagnose in diesem Sinne: kein Name einer definierten Krankheit. Das heißt nicht, dass es für einen Hund nicht ein großes Problem sein kann. In leichteren Fällen ist es zuerst das veränderte Verhalten des Hundes, an dem man Rückenschmerzen erkennen kann.

Anzeichen für Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind nicht immer leicht zu erkennen. Nicht selten werden Rückenschmerzen auch mit Bauchschmerzen verwechselt. Wenn ein Hund den Rücken aufkrümmt und alle Muskeln hart anspannt, um den Rücken ruhig zu halten, ist das die gleiche Haltung wie bei üblem Bauchschmerzen. Rückenprobleme können chronisch werden, wenn man sie zu lange übersieht - wie alle Schmerzen. Auch Hunde haben ein "Schmerzgedächtnis".

Verschiedene Krankheiten innerhalb des "Systems Rücken" können Rückenschmerzen verursachen.

Anatomie des Rückens:

  • 27 knöcherne Wirbeln, die durch Bandscheiben, Wirbelgelenke, Bänder und Muskeln miteinander verbunden sind
  • Im Wirbelkanal geschützt liegt das Rückenmark mit seinen Hüllen und den daraus abgehenden Rückenmarksnerven(-Wurzeln).
  • Die Strukturen, welche zwei Wirbelkörper mehr oder weniger beweglich miteinander verbinden, und diese beiden Wirbel nennt man Segment.

Jede dieser Strukturen kann erkranken. Jede kann zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Funktionsstörung des Segments führen. Meistens ist das verbunden mit "Rückenschmerz" .

Der Hunde-Rücken ist einerseits hoch beweglich, andererseits aber auch starr genug, um den Vortrieb durch die Hinterbeine nach vorne zu übertragen. Dabei entstehen besondere Schwachpunkte: in der sehr beweglichen Lendenwirbelsäule, im Bereich des Kreuzbeines/ der Hüfte und am Übergang zur eher starren Brustwirbelsäule.

Anzeichen für Rückenschmerzen erkennen

Rückenschmerzen sind nicht immer einfach zu erkennen. Nicht selten werden Hunde mit Rückenschmerzen zuerst als Bauchschmerz-Hunde zum Tierarzt gebracht und auch als Bauchschmerzen-Hunde behandelt.

Symptome für Rückenschmerzen sind:

  • Bewegungsunlust: der Hund will nicht spazierengehen
  • Steifheit beim Gehen
  • Stechschritt-artiges gehen
  • der Rücken wird oft zusammengekrümmt und steif gehalten
  • die Rücken- und Bauchmuskulatur ist hart und angespannt
  • Nahrungsverweigerung, wenn der Napf tief steht (größere Hunde), oder Hinlegen zum Fressen, um sich nicht hinunterbeugen zu müssen. In leichteren Fällen sieht man "das Fell zucken", wenn der Hund sich hinunterbeugt.
  • Kleine Hunde zeigen Schmerzen beim Hochheben, sie schreien zum Beispiel.
  • Abwehr gegen Berührungen / Streicheln
  • Hunde mit Rückenschmerzen verweigern oft Sprünge, z.B. ins Auto, auf Möbel. Manchmal zögern sie bereits an der Bordsteinkante.
  • Bewegungsstörungen (Lahmheit oder Lähmungen) auf einer oder mehreren Gliedmassen sind möglich. (erkennbar am Nicken des Kopfes)

Auch ein häufiges Hinsetzen oder Hinlegen beim Spazierengehen können durch Rückenschmerzen ausgelöst werden. Wenn der Hund schwankend geht, vor allem auf unebenem Boden, kann das ein weiterer Hinweise für Rückenschmerzen sein. Auch ein Wirbelsäulenproblem kann sich dahinter "verstecken".

Der schlimmste Fall von Rückenschmerzen sind akute, hoch-schmerzhafte Zustände mit Lähmungen der Gliedmassen. Lähmungen weisen auf eine schwere Beeinträchtigung der Rückenmarksfunktion hin. Es gibt Rassen, bei denen diese Probleme häufiger sind. Dies kann sowohl Hunde mit bekannten Beschwerden und anatomischen Veränderungen betreffen als auch Hunde ohne frühere Symptome.

Rückenschmerz durch Überbeanspruchung der Wirbelsäule

Eigentlich ist die Wirbelsäule beim Hund für grosse Belastungen vorgesehen. Schließlich muss sie bei der Jagd nach Beute große Leistungen bringen. Bei Verfolgung, dem Anspringen und Niederreissen der Beute und dem Tragen von Teilen größerer Beutetiere dämpft der Hunde-Körper große Kräfte ab. Trotzdem findet man besonders bei bei Gebrauchs- und Sporthunden ((VPG, Agility, Flyball, …) oft Schmerzen im Bereich des Rückens.

  • Besonders bei der Mann-Arbeit beim VPG-Sport sieht man bei leichten Hunderassen erschreckende Stauchungen der Wirbelsäule. Wenn dann auch noch ein Fehler geschieht, sind kleine Schäden schnell geschehen - Schäden, die sich zu Problemen summieren können. Oft sieht man dies bei Deutschen Schäferhunden. Bestimmte erbliche Veranlagungen wurden beim DSH, die häufig zu Rückenschmerzen führen, wie Erkrankungen der unteren Lendenwirbelsäule, bereits nachgewiesen.

(Über)-Belastung und einseitige Belastung führen beim Hund - ebenso wie bei Mensch und Pferd - zu Rückenschmerz.

Hinter dem "Rückenschmerz infolge Überlastung" liegen nicht selten Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle (Diskusprolaps, Dackellähmung), Veränderungen in den kleinen Wirbelgelenken oder angeborene Missbildungen der Wirbelsäule zugrunde - Abnormalitäten, die erst durch starke Belastung symptomatisch werden.

Nicht selten werden auch bei genauester Untersuchung keine Ursache für die Rückenschmerzen gefunden. Bis sich Veränderungen am Skelett zeigen - eindeutige Bandscheibenvorfälle, eindeutige Arthrosen, eindeutige Spondylosen, sind bereits die Muskeln verändert und angespannt. Kleinste Sehnen und ihre Ansatzstellen an den Knochen können verändert sein. Und selbstverständlich kann der Hund Schmerzen fühlen, weil durch die funktionelle Verschaltung der Muskeln und der Haut mit den Inneren Organen auch z.B. Magenschmerzen immer zum Rücken "weitergeleitet" werden.

Wird keine eindeutige Ursache der Schmerzen gefunden, sprechen Schulmediziner von "funktionellen" Rückenschmerzen. Sie beruhen nach dieser Theorie auf Entzündungen oder Verspannungen in den Weichteilen der Wirbelsäulensegmente. Akupunktur kann hier sehr gut helfen und Ihren Hund auch langfristig beweglich halten. Auch entzündungshemmende Heilkräuter oder eine Umstellung der Ernährung können nützlich sein. Manchmal aber muss die sportliche Aktivität Ihres Hundes trotzdem reduziert werden.

mit vierzehn Jahren - fit und fröhlich

ein Jagdspaniel tobt voll Lebensfreude am Strand
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Schmerzen führen zu körperlicher Schonung. Die Leistungsfähigkeit sinkt dadurch, und besser gelaunt macht das einen Hund auch nicht. Aber auch die Schonhaltung führt zu Fehlbelastungen von Muskeln und Gelenken. Und das wieder zu neuen Schmerzen …