Blockaden - Vorstufe zur Arthrose
Wie entstehen Blockaden überhaupt?
Eine "richtige Arthrose" beginnt meist ganz unauffällig: die Pferde sind unwillig. Viele haben eine eindeutige Schokoladenseite, auf der sie deutlich besser gehen, als auf der anderen. Sie galoppieren bevorzugt auf einer Hand an, auf der anderen Hand fällt es ihnen schwer. Manche sind sogar nur einseitig reitbar, so verspannt sind sie. Beim Reiten bocken sie, versuchen durchzugehen oder sie steigen sogar.
Später kommt es zu Gelenksentzündungen. Zunächst können die wieder ausheilen, aber wenn das Gelenk dazu keine Zeit bekommt, entsteht schlimmstenfalls Arthrose - und das ist dann nicht mehr rückgängig zu machen.
Was verbindet Blockaden mit Arthrose?
Gelenke ermöglichen Bewegungen zwischen Knochen. Ihre Gelenkflächen sind von Knorpel überzogen, der zusammen mit der Gelenkflüssigkeit (Synovia) eine fast völlig reibungsfreie Beweglichkeit ermöglicht. So kann ein lockeres Pferd ohne Anstrengung über die Weide "schweben". Oder unter dem Reiter glänzen.
Eine Blockade bedeutet, dass das Gelenk nicht mehr über die volle Bewegungsfreiheit verfügt. Der Gelenkspalt wird enger. Es ist sogar möglich, dass die Gelenkflächen aneinanderreiben.
Der Gelenkknorpel wird durch Bewegung ernährt. Bei Belastung wird er ausgepresst wie ein Schwamm, und wie ein Schwamm füllt er sich wieder mit der ernährenden Gelenkflüssigkeit, wenn der Druck nachlässt. Besteht eine Blockade länger, kann der Knorpel nicht mehr richtig ernährt werden. Es werden Bereiches des Gelenks ständig belastet (ausgepresst), ohne entlastet zu werden ("frisch ernährt"). Überlastungen, Fehlstellungen oder Verschleiß des Gelenkes sind so vorprogrammiert.
Bleibt eine Blockade, so folgt daraus eine einseitige Abnutzung des Gelenkknorpels. Der Gelenkknorpel, der übrigens von Natur sehr gut regenerieren kann, wird durch Fehlstellungen oder Blockaden mehr abgenutzt als er nachgebildet werden kann.
Menschen kennen solche schmerzhaften Blockaden übrigens auch: wenn man "schief geschlafen hat", sind sogar Kopfschmerzen möglich. Rückenschmerzen durch blockierte Wirbel kommen beim Menschen ebenfalls vor. Für das Pferd ist so eine Gelenkblockade sehr schmerzhaft. Langfristig führt die Entzündung oder Abnutzung des Gelenkknorpels zu Lahmheit, Unrittigkeit und im schlimmsten Fall zur Unbrauchbarkeit eines Pferdes.
Bevor es aber so schlimm für das Pferd wird, gibt es reichlich Warnzeichen. Vorsicht also, wenn man solche schmerzhaften Probleme beim Pferd durch Beritt "löst".
Lockere Muskeln - lockere Gelenke
Eine lockere, weiche (nicht schlaffe) Muskulatur ist die Voraussetzung, um die Beweglichkeit der Gelenke und damit auch den Stoffwechsel der Knorpelzellen zu ermöglichen. Dann können die Gelenke bis ins hohe Alter schmerzfrei funktionieren, und die Sehnen bleiben stark. Pferde aber, die von sich aus einen sehr hohen Muskeltonus haben, Pferde, bei denen das "Lösen" länger dauert, haben prinzipiell einen Hang zu Gelenkblockaden und damit auch späterer Arthrose.
Manche Pferde brauchen sehr lange, bis sie sich lösen. Es kommt vor, dass sich dieses Pferd während des Reitens gar nicht lösen wollen. (Dann reitet man als Reiter auf verspannter Muskulatur herum …)
Im weiteren Verlauf wird die Muskulatur immer fester, härter. Das bedeutet aber auch, dass die Gelenke immer mehr zusammengezogen werden, denn Muskeln überspannen die Gelenke, sonst wäre keine Bewegung möglich. Harte Muskeln bedeuten immer auch eingeschränkte Beweglichkeit - und schlechtere Versorgung des Gelenkknorpels.
Ursachen für verspannte Muskeln
- Sattelprobleme: wenn das Pferd sich schon beim Satteln wehrt und sich unwohl fühlt, kann es unter einem Reitergewicht nicht entspannt sein. Unpassende, schmerzende Sättel sind erschreckend häufig.
- Hufprobleme: von Fühligkeit, Imbalance, über unpassenden Beschlag ist hier alle möglich
- Mineralstoffmangel, Magnesium oder einer allgemein nicht bedarfsgerechten Mineralisierung
- Schmerzen, auch an anderer Stelle z.B. durch eine Gastritis oder eine, auch kleine, Verletzung
- psychische Probleme: von Sattelzwang, Angst vor dem Gebiss/der Reiterhand bis zu Abneigung gegen oder Angst vor den Boxennachbarn
Auch eine geschwächte Leberfunktion und damit eine schlechtere Entgiftung des Stoffwechsels kann zu Verspannungen der Muskeln und zu Übersäuerung führen. (Bei der körperlichen Untersuchung finde ich bei fast jedem Pferd Schmerzen im Bereich des Leber-Ausstrahlungsfeldes … übrigens der Bereich am Hinterende des Sattels, der bei so vielen Pferde ausgerechnet verstärkt Druck erfährt …)
Am wichtigsten scheint mir aber die psychische Losgelassenheit des Pferdes zu sein, um verspannte Muskeln zu verhindern. Und niemand kann entspannt ein, der gleichzeitig Schmerzen fühlt.
Die Stute oben konnte von einem Tag auf den anderen keine Traversale mehr nach rechts (auch nicht meine Schokoladenseite). Sie wehrte sich, verwarf sich im Genick, legte sich auf das Gebiss und versuchte gar zu bocken. Nach Links ging es problemlos. Eine Akupunkturbehandlung, und es klappte wieder. Später kam die Lösung des Rätsels: beim Longieren war mein Stütchen der Reitbeteiligung auf die Longe getreten …
Aber auch Stürze unter dem Reiter oder an der Longe, Unfälle auf der Weide, beim Laufenlassen, oder Pferde, die sich in der Box festgelegt haben, können natürlich zu Blockaden führen.
Nährstoffe für die Muskeln
Magnesium spielt hier ein große Rolle. Aber auch ein Mangel an Mangan oder Selen können im Falle eines Mangels zu Muskelhartspann bis zu Muskelkrämpfen führen. Auch spastischen Atemwegserkrankungen und sogar Kolik sind bei großem Mangel möglich. Im Bereich der Vitamine ist es besonders das Vitamin E, das für den Muskel von Bedeutung ist.
Je nach Belastung steigt der Bedarf an diesen Nährstoffen teilweise ganz bedeutend. Fehlen sie, steigt die Gefahr von Blockaden und darauf folgend auch von Arthrosen.
Gleichzeitig gilt: wenn eine Arthrose festgestellt wird, sollte nicht nur die Versorgung des Knorpels berücksichtigt werden, sondern auch die Muskulatur, den Leberstoffwechsel und die Psyche - ein Zusammenhang, der in der chinesischem Medizin auch für Tiere bereits seit Jahrtausenden erkannt wurde.
Viele Pferde leiden immer wieder unter Blockaden. Heute kann man das gut behandeln und lösen. So wird viele Pferden ein schmerzfreieres Leben ermöglicht, und die Gefahr einer Arthrose sinkt.
Früher wurden Gelenkprobleme grundsätzlich schulmedizinisch behandelt, ohne die Möglichkeit einer Vorsorge. Über Blockaden und verspannte Muskeln wurde "Drübergeritten". Sehr gute Reiter können möglicherweise durch behutsame und korrekte Arbeit das Pferd so trainieren und gymnastizieren, dass sich Blockaden lösen. Solche Reiter werden aber immer seltener, und dass die Blockaden wirklich gelöst werden, ist nicht sicher. Gerade Profis und "starke" Reiter können über eine Blockade lange Zeit hinweg reiten, und nicht selten wird Widersetzlichkeit eines Pferdes über Beritt zu beheben versucht - oft mit der Folge von Schäden für das Pferd und einer langwierige Behandlung, falls die noch möglich ist.
Lockere Muskeln sind die Voraussetzungen dafür, dass die Gelenke in die richtige Ausgangsposition zurückkehren kann. Dann kann auch Knorpel sich gut erholen.
Blockaden können auch entstehen,wenn ein Pferd übermütig bockt oder ausschlägt. Stürze sind häufige Auslöser für Blockaden. Wenn das Pferd sich danach schüttet, kann es Blockaden wieder lösen - wenn die Muskeln locker genug sind.
Gelingt es dem Pferd nicht, seine Blockaden zu lösen, bemerkt der Mensch das oft erst später:
- die Muskulatur entwickelt sich nicht, oder das Pferd nimmt nicht richtig zu
- es will sich trotz Reiten nicht lösen lassen
- hauptsächlich aber sind es Unwilligkeit beim Reiten und schlechte Wendungen/ Biegungen
Andererseits zeigen Pferde Blockaden gerade mit Bocken und Ausschlagen.
Losgelassenheit schützt vor Blockaden. Lockere Muskeln sind nur möglich, wenn das Pferde keine Schmerzen fühlt - und wenn es zufrieden ist. Gerade Stress und Anspannung ist leider bei Pferden häufig. Für die chinesische Medizin besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Leberbeschwerden, Unzufriedenheit und verspannter Muskulatur. So bietet sich auch die Akupunktur an, um Muskelbeschwerden und Gelenkblockaden langfristig zu lösen.