Rolling Skin Disease
Oft hört man vom Rolling Skin Syndrom bei Katzen. Was ist das? Welche Symptome treten bei dieser Krankheit auf?
Ihren Namen Rolling Skin Disease hat die Krankheit von von dem hektischen Zucken des Fells. Ein anderer Name ist Feline Hyperästhesie: eine plötzliche, anfallsweise auftretende Überempfindlichkeit.
Meist beginnt es unauffällig: Belecken der Schwanzwurzel und der Lendenregion, aber heftiger und intensiver als üblich beim Putzen. Später fallen rhythmische Zuckungen der Rückenmuskulatur auf. Sie kommen in Anfällen - zu anderen Zeiten ist alles normal und Ihre Katze fühlt sich völlig wohl. Im Anfall aber kann Ihre Katze unruhig werden, dass sie vor diesen Rückenzuckungen wegrennt. Vielleicht zuckt auch der Schwanz Ihres Tieres so, als würde er ein Eigenleben entwickeln. Die Katze sieht zuerst nur zu. Oft fängt sie aber auch an, ihren Schwanz selbst zu jagen. Sie beißt hinein – und beißt ihn sich vielleicht sogar blutig.
Alles nur eine Macke wegen aufgestauter Energie an Regentagen? Langeweile? Aber es wird im Laufe der Zeit mehr und schlimmer.
Dieser Symptomenkomplex that den Namen „Felines Hyperästhesie-Syndrom“ oder auch „Rolling Skin-Syndrom“ erhalten.
Weiterer Verlauf beim Rolling Skin Disease
Anfangs bemerkt man vielleicht eine extreme Überempfindlichkeit seiner Katze auf Berührung, vor allem am Rücken. Daraus entwickeln sich die Anfälle. Wieso diese Erkrankung des Nervensystems entsteht, ist bislang völlig unklar.
Die Reizung des Nervensystems findet nicht nur auf der körperlichen Ebene statt. Die gesteigerte Sensibilität und die anfallweisen Nervenschmerzen belasten die Katzen und machen die Samtpfoten schnell gereizt. Manche Katzen werden auch unsauber und markieren.
Symptome des Rolling Skin Disease
- Der Blick wird starr und glasig.
- Die Muskulatur am Rücken zuckt, die Haare stehen hoch.
- Der Schwanz schlägt hin und her.
- Sie rast "wie von einer Wespe gestochen" durch die Wohnung, rennt weg.
- Die Katze reagiert aggressiv auf Berührungen oder auf ihren Menschen/ ihre Umwelt.
- Viele Katzen schreien in einem solchen Anfall auch. Manche verstecken sich. Nicht selten hat die Katze in einem solchen Anfall Angst, ohne dass ein Anlass erkennbar ist.
- Manchmal verliert die Katze in einem Anfall Urin oder Kot.
- Manche Katzen beißen sich selbst in den Schwanz. Andere kratzen sich am Rücken. Durch die scharfen Krallen und langen Fangzähne besteht die Gefahr von schweren Selbstverletzungen. Einer unserer Patienten mußte bereits der Schwanz amputiert werden, weil sich die Wunden entzündet hatten.
Eine Katze muss nicht alle Symptome zeigen, aber eine Abgrenzung von den normalen "verrückten Minuten" ist kein Problem.
- Anfälle beim Rolling Skin Disease sind kurz. Sie dauern kaum 3 Minuten.
- Nach einem Anfall ist die Katze meisten sehr müde. Auch hier zeigen sich Parallelen zu epileptischen Anfällen. Allerdings gibt es auch Tiere, die direkt nach einem Anfall wieder völlig normal sind und das Ganze erst recht wie einen Spuk erscheinen lassen.
Mögliche Ursachen für Rolling Skin/ Feline Hyperästhesie
Es gibt keine eindeutige Rassedisposition, aber Orientalen wie Siam scheinen häufiger betroffen zu sein. Andererseits hatte ich auch Patienten, die normale Hauskatzen waren. Auch sind beide Geschlechter betroffen.
Meistens handelt es sich beim Rolling Skin Disease eher um junge Katzen. Selten beginnen die Anfälle erst nach dem 4. Lebensjahr. Leider werden sie meistens häufiger im Laufe der Zeit. Aber es gibt keinen eindeutigen Test und keine Untersuchungsmethode, die die Diagnose sichern würde. Und weil das Verhalten anfallsweise auftritt, die Katze in der Zwischenzeit aber wieder "normal" ist, ist die Diagnose schwierig …
Wegen der Sensibilität des Katzenpatienten gilt das Feline Hyperästhesie-Syndrom/ Rolling Skin Disease, das so oft zu Selbstverstümmelung führt, auch als Verhaltensstörung. Ein anderer Ansatz geht von einer Sonderform der Epilepsie aus: fokale Anfälle der Rückenmuskulatur in Form rhythmischer Muskelkontraktionen.
Zur Diagnosenstellung gehört ein komplexes und länger dauerndes Ausschlußverfahren:
- Allgemeinuntersuchung: (Angeborene) Lebererkrankungen und Nierenveränderungen könnten durch einen erhöhten Ammoniakgehalt im Blut Anfälle und "irres Verhalten" auslösen. Eine Flohstichallergie könnte zu einer Überempfindlichkeit führen. Allgemein könnte eine Allergie sich auch mit einer Überempfindlichkeit/Hyperästhesie äußern.
- eventuelle Vitamin- und Mineralstoffmangel
- eventuelle Schilddrüsenüberfunktion
- Dermatologische Untersuchung, notfalls mit Probenenentnahme
- Neurologische Untersuchung, um eine Beteiligung des Nervensystems und des Gehirns zu erkennen.
- Genaue Untersuchung der Wirbelsäule: manuell, Röntgen, eventuell MRT, denn Schmerzen und Nervenreizungen an den Wirbelgelenken, Bandscheiben, Cauda equina können ein ähnliches Verhalten bei einer Katze auslösen
Therapie des Rolling Skin Disease
Da in der Schulmedizin die Ursachen des Rolling Skin Disease bei einer Katze unklar sind und die Symptome so vielfältig, werden oft Therapieansätze kombiniert. Verhaltenstherapie kommt ebenso zum Zuge wie Antidepressiva, Antiepilektika wie Phenobarbital, oder Valium®. Nicht selten wird auch mit Kortison kombiniert, um eventuelle Allergien zu unterdrücken.
Komplementärer Ansatz der Therapie
Die Überempfindlichkeit der und Überreizung der Katzen mit Rolling Skin Disease zeigt ein mutifaktorielles Geschehen: es gibt wahrscheinlich nicht nur eine Ursache. Um dem Katzen-Patienten langfristig zu helfen, sollte hier ganzheitlich gehandelt werden.
Viele Katzen mit Rolling Skin zeigen in der Fellmineraluntersuchung eine hohe Belastung. So wirken die üblichen Präparate gegen Parasiten neurotoxisch - und manche Tiere reagieren empfindlicher als andere. Auch manche Nahrungsbestandteile (vor allem Mononatriumglutamate) im Fertigfutter können das Nervensystem übermäßig reizen. So gehört auch eine möglichst artgerechte Fütterung zu Therapie.
Das anfallsweise Auftreten beim Rolling Skin Disease/Feliner Hyperästhesie deutet darauf hin, dass es sich um ein Leiden des Zentralen Nervensystems handeln kann. Deshalb sollte die Katze möglichst keinen größeren Stress erleiden:
- Ihr Tag sollte möglichst regelmäßig verlaufen, größere Änderungen könnten Beschwerden auslösen. Fütterung, Schmusen, Spielen, Ruhezeiten und Aktivitäten sollten sich angemessen abwechseln.
- Das Zusammenleben sollte möglichst stressfrei sein. In größeren Katzengruppen kann es häufiger zu Anfällen kommen.
Nützliche Zusätze für ein starkes Nervenkostüm
- B-Vitamine können bei Nervenschmerzen helfen. Sie sind bei verschiedenen Neuropathien schon seit langen bewährt - und können auch bei der felinen Hyperästhesie helfen.
- Ginseng hilft, Stress besser zu verkraften. Ginseng wird in der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden angewendet. Seine stress-adaptive Wirkung ist inzwischen auch schulmedizinisch nachgewiesen.
- Hochwertige Fettsäuren auf tierischer Basis (beim Fleischfresser Katze sollte pflanzliche Öle gemieden werden) können bei der Behandlung entzündlicher Reizzustände helfen. Sie können antientzündlich wirken und die Myelinschicht der Nervenfasern schützen und regenerieren. Hier bietet sich Wildlachsöl an.
Bei jeder kranken Katze, ganz gleich welche Krankheit vorliegt und welches Organsystem betroffen ist, sollte die Ernährung individualisiert und optimiert werden. Das lohnt besonders bei so komplexen Krankheiten wie der Felinen Hyperästhesie, empfiehlt sich der Wechsel zu einem naturbelassenen Futter.
Gegen handelsüblichen Katzenfutter bei Hyperästhesie spricht mehreres:
- die Zusammensetzung der meisten Fertigfuttermittel folgt nicht den physiologischen Nährstoffbedürfnissen der Katze. Katzen sind reine Fleischfresser, ihre Beute sind Mäuse (und kleine Vögel, leider)
- Die Stoffwechselorgane Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse sowie der gesamte Gastrointestinaltrakt werden bei nicht idealer Verdauung belastet. Die Leber bildet dann Stoffwechselendprodukte, die zu Nervenschädigungen beitragen können.
- Ein hoher Kohlenhydratanteil im (Trocken-) Fertigfutter liefert der Katze ein Übermaß an kurzfristig nutzbarer Energie. das kann zu Unruhe und Unrast führen - zu aufgestauter Energie, die sich entladen muß.
- Zugesetzte Geschmacks- und Konservierungsstoffe können chronische Reizungen des Nervensystems verursachen.
Ob die Katze auf mögliche auslösende Faktoren in der Fütterung reagiert, kann nur herausgefunden werden, wenn auf Nahrungsergänzungsmittel völlig verzichtet wird. Eine kurze Zeit (wenige Wochen) sollte ausreichen, um sich hier Sicherheit zu verschaffen.
Neurotoxine, beispielsweise durch Antiparasitika (Floh-,Zecken-, Wurmkur) sollten während der Therapie des Felinen Hyperästhesie-Syndroms gemieden werden - es sei denn, es ist absolut nötig und ein Befall ist nachgewiesen. Es gibt auch für Katzen zahlreiche Präparate zum Schutz vor Lästlingen und Plagegeistern.
Eine Basis-Entgiftung sollte Bestandteil der Therapie des Felinen Hyperästhesie-Syndromes /Rolling Skin sein. Nerven und Neurorezeptoren werden durch eine Veränderung im Zellmilieu sensibler - sie werden reizbarer. Eine chronische Übersäuerung macht sie schneller erregbar und führt dazu, dass sie vermehrt "Schmerz" an das Gehirn senden.
Die Feline Hyperästhesie/ das Rolling Skin Disease ist eine Neuropathie, also eine Nervenerkrankung des Zentralen Nervensystems. Eine Craniosacrale Therapie kann einen Anstoß zur Rückkehr zu seinen natürlichen, gesunden Rhythmen bieten. So kann die Katze entspannen.
Die Craniosacrale Therapie ist eine sehr sanfte manuelle Therapie, eine spezielle Form der Osteopathie. Katzen tolerieren es meistens sehr gut.
Schmerzzustände, wie sie beim Rolling Skin Disease vorkommen, lassen sich sehr gut nach den Regeln der TCM behandeln. Auch Anfallsleiden und Krampfanfälle können gut behandelt werden. Schmerzen im Bereich des Rückens und der Wirbelsäule lassen sich sehr gut behandeln. Auch sensible Katzen tolerieren die Behandlung erstaunlich gut.
Die Behandlung nach den Regeln der TCM kann sehr gut mit einer Ernährungstherapie kombiniert werden.
Die ganzheitliche Behandlung ist wirksam und gut verträglich – auch für die Langzeittherapie. Und sie kann problemlos mit anderen, auch schulmedizinischen, Arzneimitteln kombiniert werden.