Lungenwürmer beim Hund
Lungenwürmer - auch in bereits in Deutschland
Es beginnt oft mit Reizhusten. Atemnot und Schwäche folgen. Der Hund kann kraftlos werden, sich kaum noch bewegen, ohne zu Husten oder sich zu räuspern. Sogar Krampfanfälle sind bei schweren Befall möglich.
Oder Blutungen in der Haut fallen auf, blaue Fleckchen (Petechien) und Flecken bei jungen Hunden. Auch Blutergüsse am Bauch und den Beinen können dazu kommen. Nasenbluten ist ein weiteres Symptom dieser durch Lungenwürmer verursachten Gerinnungsstörungen. Zwei völlig unterschiedlichen Symptomenbilder bei „Lungenwurmbefall“!
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein
Die Lungenwurmerkrankung betrifft vor allem junge Hunde bis zu zwei Jahren - und Hunde mit einem geschwächten Immunsystem.
- Herz-Lungen-Symptome: Reizhusten, manchmal auch blutiger Auswurf, Atemnot.
- Hunde verlieren ihre Ausdauer.
- Kreislaufstörung und Herzerweiterung durch die geschwächte Herzaktion sind in schweren Fällen möglich.
- Blutgerinnungsstörungen: Nasenbluten, Blutergüsse oder Blutarmut (Anämie).
- zentralnervöse Störungen: Depression, Bewegungsstörungen, Lähmungen und Krampfanfälle.
- unspezifisch sind Durchfall und Erbrechen
Die Parasiten: Lungenwürmer
„Lungenwürmer“ bezeichnet verschiedene Wurmarten, die während eines oder mehrerer Entwicklungsstadien die Lunge besiedeln. Lungenwürmer beim Hund "sitzen" einen Teil Ihres Lebens in der Lunge und den Atemwegen (Luftröhre und Bronchien). Vor allem aber sind sie auch in den großen Blutgefäßen und im Herz. Lungenwürmer sind ziemlich klein (verglichen mit anderen Würmer). Je nach Art ist der Lungenwurm nur 1 - 2,5 cm lang.
Lungenwürmer sind in Deutschland heimisch
In Deutschland wichtig sind Angiostrongylus vasorum, der Französische Herzwurm, der leider auch in Deutschland vorkommt (und häufiger in Dänemark und England). Bereits 2009 wurden bei 7,4% der untersuchten Kotproben in Deutschland ein Befall mit Lungenwürmern nachgewiesen. Crenosoma vulpis, wurde in mehr als 6% der Proben nachgewiesen. Und das sind nicht wo wenige Hunde, wenn man das einmal auf die Gesamtzahl hochrechnet. Vor allem, weil die Infektion mit Lungenwürmern noch immer als Reisekrankheit gilt und es nicht üblich ist, daran zu denken - und deshalb auch darauf hin zu untersuchen.
Vor allem im NRW, in Bayern und in Rheinland-Pfalz muss man mit einer Infektion rechnen. (2009 waren 12% der untersuchten 197 Hunde mit ungeklärten Atemwegserkrankungen in NRW mit Lungenwürmern infiziert). Eine Karte der natürlichen Infektionen 2009 findet man hier.
Entwicklungszyklus der Lungenwürmer - Infektionsweg
Lungenwürmer sind zweiwirtig - sie brauchen einen sogenannten Zwischenwirt. Endwirt - also Träger erwachsenen Würmer - ist der Hund oder ein Fuchs. Der Zwischenwirt, also der Wirt für die Larven der Lungenwürmer sind Schnecken.
Unsere Hunde (aber auch und besonders die Füchse) infizieren sich, indem sie infizierte Schnecken fressen. Jetzt gehören Schnecken nicht zur Leibspeise meiner Hunde, aber ein neugieriger und gelangweilter Junghund kann doch einmal eine Schnecke proberen. Wichtiger für die Infektion mit Lungenwürmern dürfte jedoch ein anderer Weg sein: unbewußt können Hunde beim Grasfressen auch kleine Schnecken herunterschlucken.
Im Hundedarm angekommen, wandern die Wurmlarven durch die Blutgefäße. Die Reise geht über die Leber (deshalb sind Bauchschmerzen möglich) Richtung Lunge. In den Lungengefäßen entwickeln sich die Larven zum erwachsenen Wurm, der Eier legt. Daraus schlüpfen kleine Larven. Sie wandern in der Lunge und reizen so das Lungengewebe. Der Hunde-Körper reagiert mit Entzündungen und mit Husten. Hochgehustet oder selbständig gewandert, die Wurmlarven möchten jedenfalls vom Atmungstrakt wieder in den Darm. Ziel ist es, mit dem Kot ausgeschieden werden - denn der zieht die Schnecken an, die Zwischenwirte.
Der Hund schluckt also die Larven herunter. Sie kommen in den Magen und dann in den Darm. Lungenwurmlarven sind sehr klein, mit bloßem Auge sieht man sie nicht. Das müssen sie auch sein, sonst würden sie von den kleinen Schnecken nicht gefressen werden können. Und der ganze Kreislauf beginnt von neuem …
Symptome eines Befalls mit Lungenwürmern
Die Symptome fallen in drei Bereiche (da, wo die Würmer im Hundekörper herumkriechen und Schäden verursachen)
- der Atmungstrakt: Husten, Räuspern, teilweise Würgen, Atemnot und geringe Ausdauer durch die geschwächte Lungenfunktion.
- Kreislauf und Blutgefäße: weil die Lungenwurmlarven durch die Blutgefäße wandern. Nasenbluten, Blut-Husten, blaue Flecken auf Haut oder Maulschleimhaut durch kleine Blutungen (wo so eine Larve herumgeirrt ist) und Gerinnugsstörungen. Anämien sind bei hochgradigem Befall möglich. Angiostrongylus lebt als erwachsener Wurm eher in der Lungenarterie. Er kann die Herzleistung stören und beeinträchtigen.
- Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe (aber dabei würde niemand an Lungenwürmern denken)
Selten kommt es zu Symptomen im Bereich Verhalten. Ausfälle des zentralen Nervensystems sind möglich, wenn sich Larven in diesen Bereich „verirrt“ haben sollten.
Diagnose
Eine Blutuntersuchung liefert einen ersten Hinweis auf einen Befall mit Parasiten - das Weiße Blutbild verändert sich. Die Zahl der Eosinophilen Granulozyten (eine Unterpopulation der Weißen Blutkörperchen, der Abwehrzellen des Körpers) steigt stark bis sehr stark an. Eosinophile bekämpfen Parasiten.
Die Infektion mit Lungenwürmern wird über den Larven-Nachweis im Kot festgestellt. Eine Sammel-Kotprobe ist sicherer als ein einmaliger "Output". Allerdings muss ein sogenanntes Larven-Migrationsverfahren für den Nachweis durchgeführt werden.
Außer dem Nachweis der Larven im Kot, können die Larven auch bei einer "Lungenspülung" in bronchialer Spülflüssigkeit nachgewiesen werden. (Allerdings nur in Narkose möglich und mit einer deutlichen Belastung des Kreislaufes, der die restliche "Spülflüssigkeit" aus der Lunge abbauen muss).
Behandlung
Die Lungenwurm-Infektion kann sowohl mit entsprechenden Tabletten (Wirkstoff Milbemycinoxim) als auch mit sogenannten Spot-on-Präparaten (mit den Wirkstoffen Imidacloprid + Moxidectin) behandelt werden. Bei diesen Spot-Ons wird der Wirkstoff als Flüssigkeit auf die Haut aufgeträufelt. Imidacloprid + Moxidectin als Spot-on-Präparat sind neben der Therapie auch zur Prophylaxe gegen Lungenwurminfektionen zugelassen, was in Gebieten mit starkem Infektionsdruck sinnvoll sein kann.
Allerdings kann man selbst in den Gebieten, in denen häufiger Lungenwürmer in Deutschland vorkommen, kaum von einem hohen Infektionsdruck sprechen. In Dänemark z.B. mag das anders sein.
(Da gerade Fipronil (z.B. in Frontline®) in den Eiern nachgewiesen wurde und diese Eier zurückgerufen und vernichtet werden mussten, sollte man sich den Einsatz von konzentrierten Spot-Ons auf einem Hund gut überlegen. Die neueren Antiparasitica Moxidectin oder Milbemycoxin sind einfach in der Anwendung, aber für die Umwelt noch weniger verträglich. Die Wirkstoffgruppe der Avermectine oder makrozyklischen Laktone zeichnet sich dadurch aus, dass sie in der Umwelt sehr lange erhalten bleiben und so z.b. für Fische gefährlich werden können. Sie dürfen nicht in Gewässer gelangen - der Hund sollte in den Tagen nach der Anwendung des Spot-Ons nicht baden oder auch nicht gebadet werden.)