Stoffwechselkranke Pferde
Stoffwechselkrankheiten werden bei Pferden immer häufiger. Das schwierige ist, dass sie so schleichend kommen. Oft werden sie erst bemerkt, wenn bereits die Hufrehe oder eines Cushing-Syndrom klinisch nachweisbar ist. Oft ist so spät, dass es zunächst nur noch um das Management der Krankheit geht und weniger, warum es dazu kam.
Ich kenne Ställe, in denen Angehörige besonders gefährdeter Spezialrassen uralt vergnügt auf der Weide stehen. In denen Pferde, älter als 25 Jahre, noch regelmäßig intensiv geritten werden. Ställe, in denen es keinen einzigen Fall von Hufrehe, Ekzem oder Cushing gibt. Ich kenne andere Ställe, in denen immer wieder Pferde anfangen zu husten, sich mit Sommerekzem wundzukratzen, ungeklärt lahm werden und gar eine Hufrehe entwickeln.
Frühdiagnostik von Stoffwechselkrankheiten
Weil die Folgen so schwerwiegend sind, ist es wichtig, frühzeitig zu erkenn, wann der Stoffwechsel des Pferdes geschwächt wird.
Problem Blutbild
Das Blutbild ist zur Diagnose hier nicht gut geeignet. Der Körper ist bemüht, die Werte im Blut (die Blut-Homöostase) so lange wie nur irgend möglich konstant zu halten - z.B. für Calcium hat er ein eigenes Hormonsystem geschaffen, dass den Ca-Wert im Blut reguliert. Die Nieren regulieren viele Elektrolyte, in dem sie sie aktiv ausscheiden oder zurückresorbieren. Auch der Zink-Wert im Blut kann noch normal sein, obwohl für die Versorgung der Gewebe es längst nicht mehr reicht und nur noch schwaches Hufhorn, ein verzögerter Fellwechsel oder ein dünnes Mähnenhaar gebildet werden.
Bei anderen Werten findet keine Regulation durch den Organismus statt. Selen oder Mangan liegen häufig im unteren Bereich der Grenzwerte (die ein Labor festlegt und gelegentlich auch verändert), auch wenn das Pferd ganz offensichtlich keine gesundheitlichen Probleme hat.
Biochemische Moleküle und Mineralien konkurrieren oft um Transportsysteme im Körper. So stehen verschiedene Elektrolytwerte in einem Wechselspiel zueinander. Die Konzentrationen der Mineralien Zink, Selen, Kupfer, Chrom, Eisen und Mangan beeinflussen sich gegenseitig. So ist nicht selten der Selen-Mangel im Blutbild eine Folge eines Zink-Mangels, der jedoch im Blutbild nicht gefunden wird.
Mineralien sind als Co-Faktoren für den Stoffwechsel wichtig. Einfach viel zu geben, hilft gerade hier oft gar nichts, sondern stört das Zusammenspiel und die Regulation oft noch mehr. So wird es noch schwieriger, die Probleme im Stoffwechsel zu erfassen.
Frühdiagnostik von Organschäden
Organschäden rechtzeitig erkennen - frühzeitig erkennen
Weil das Blut so streng reguliert wird, damit der Organismus Pferd funktionieren kann, werden auch Schäden der regulierenden Organe im Blut erst sehr spät erkennbar.
- Nierenwerte sind erst erhöht, wenn bereits bis zu 70% der Niere zerstört sind. Bis dahin kann der Körper kompensieren - seine Probleme verstecken. Wenn der Schaden aber bereits so groß ist, kann man nur noch versuchen, das verbleibende Nierengewebe soweit wie möglich zu erhalten. Für eine ursächliche Therapie ist es dann bereits zu spät.
- Leberwerte sind im Blutbild lange unauffällig. Erhöhte Leberwerte bedeuten, dass leberspezifische Enzyme im Blut auftauchen - weil Leberzellen zugrunde gegangen sind. Das sind fortgeschrittene Stadien einer Leberschädigung (GLDH zeigt Leberstörungen schneller an). Eigentlich ist es dann bereits zu spät für eine gute Vorsorge. Glücklicherweise kann die Leber gut regenerieren (im Gegensatz zur Niere). Trotzdem wird die Behandlung langwierig und deutlich teurer, als eine frühzeitige Behandlung.
- Wie es dem Darm geht, ob er regelrecht funktioniert oder ob in dem meterlangen Organ mit seinem Abermilliarden von Mikroben etwas aus der Bahn geraten ist, erkennt man im Blutbild nicht. Koliken, Kotwasser oder gar Durchfälle zeigen natürlich ganz klar, dass etwas schiefläuft. Aber Pferde können Darmentzündungen auch ohne eine Kolik haben. Der Indikan-Wert im Urin ermöglicht eine Aussage über Fehlgärungen, gestörte Verdauung und Darmschleimhautentzündungen. Ist er erhöht, leidet das Pferd unter einer gestörten Fermentierung im Darm. Oft sind durch diese Belastung bereits Stoffwechselprobleme entstanden.