Leaky Gut Syndrom / Durchlässiger Darm beim Hund
Symptome & Behandlung
Beim Leaky-Gut-Syndrom ist die Schutzbarriere der Darmwand eines Hundes nicht intakt. Sie "leckt", hat Löcher. So gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf, ebenso wie Bakterien, Giftstoffe (Toxine) und Produkte des Stoffwechsels von Bakterien. Sie verursachen im Körper des Hundes Entzündungen, die zu unterschiedlichsten Krankheiten führen.
Beim Menschen werden inzwischen viele schwere chronische Krankheiten, auch Autoimmunerkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED, Morbus Crohn), Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis, mit einer Störung der Schutzbarriere der Darmwand in Verbindung gebracht.
Und selbst auf das Gehirn hat das Magen-Darm-System und das Zusammenspiel mit den Darmbakterien Auswirkungen.
Wichtig für die Gesundheit: die Darm-Schleimhaut
Die Darmwand ist riesig. Das muß sie sein, damit sie jeden kleinen Bestandteil der Nahrung verwerten kann, wie Vitamine und Mineralien. Damit sie in einen kleinen Körper passt, liegt sie in Falten und Gruben. Beim Menschen hätte sie, aufgefaltet und geradegestrichen, eine Fläche von 300-500 Quadratmetern - etwa ein Fußballfeld. Mit weitem Abstand bildet sie die größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Dabei übernimmt die Darmwand eine schwierige Doppelaufgabe:
- Durchlässigkeit: Nährstoffe und Wasser müssen aufgenommen werden
- Schutz: schädliche Substanzen und Krankheitskeime dürfen nicht in den Körper gelangen
Dabei ist diese Aufgabe noch dadurch erschwert, weil der Darm eine ideale Brutkammer für Bakterien darstellt - auch für die schädlichen.
Schutz durch das Darm-Immunsystem
Der Darm ist eine riesige Brutkammer: Warm, feucht, vor UV-Licht geschützt, und die Nahrung kommt regelmäßig vorbei. Bakterien und Schimmelpilze lieben so etwas.
Für die Sicherheit im gesunden Darm sorgen verschiedene Strukturen und "Wächter". Es sind Zellen des Immunsystems und die Darmbakterien (das Darm-Mikrobiom), die gemeinsam dafür sorgen, dass sich möglichst keine schädlichen Keime ansiedeln können.
Die Mikrobiota - die Darmbakterien als Schutz
Die Bakterien sind eine erste Schutzbarriere für den Hund (und seinen Menschen). Störungen der Darmflora schaden der Abwehr …
Im Dickdarm siedeln beim Menschen rund 300-400 verschiedene Bakterienarten (beim Menschen wird mehr geforscht, da weiß man über die Zusammensetzung der Darmmikroben mehr). Sie bilden gemeinsam etwa 100 Milliarden Bakterien. Das heißt, allein im Darm leben rund zehnmal mehr Mikroorganismus, als der Mensch insgesamt Zellen hat.
Diese Darmbakterien leben in einem geschützten Wohnraum. Dafür stellen sie Vitamine für ihren Wirt her, z.B. Vitamin C, K, B-Vitamine und Folsäure. Gleichzeitig verteidigen sie ihren Wohnraum. Sie verhindern, dass sich schädliche Bakterien niederlassen können. Sie bilden Abwehrstoffe gegen die Konkurrenten aus.
Diese "guten" Bakterien bilden auf der Schleimhaut einen Schutzfilm.
Die Darmschleimhaut als Schutzfilter
Die Darmschleimhaut hat sehr feste Verbindungen, mit denen die einzelnen Zellen aneinander haften. Diese Tight Junktions (feste Verbindungen) verhindern, dass zwischen den Zellen der Schleimhaut Stoffe, Viren oder Bakterien "durchkriechen" können.
Die Darm-Schleimhaut mit ihren festen Verbindungen stellt einen Filter dar. Nährstoffe und Flüssigkeit werden über die Zellen der Schleimhaut kontrolliert und teils aktiv, teils passiv aufgenommen. Wenn der Darm gesund ist, gelangt nicht unerlaubt in den Körper. (Und beim Leaky Gut Syndrom ist genau das durch chronische Entzündungen gestört …)
Das Immunsystem des Darmes als Schutz
Die dritte Abwehrlinie stellt das darmeigene Immunsystem.
Es liegt direkt unter der Darmschleimhaut. Als größtes Immunorgan des Hundes (und bei Pferd und Mensch genauso) stellt es etwas 80% des aktiven Immunsystems. Weiße Blutkörperchen werden hier "geprägt", und es werden Antikörper gebildet, die in das Innere des Darmes abgegeben werden. Alles dient der Kontrolle der und dem Schutz vor Krankheiten.
Starkes Immunsystems - gute Gesundheit
Wie gut ein Immunsystem einen Hund vor Krankheiten schützt, hängt also auch von einer intakten Situation innerhalb des Darms ab. Viele Krankheiten sind mit einer gestörten Darmfunktion verbunden. Es kann sogar eine allgemeine Schwäche des Immunsystems Folge einer gestörten Darmfunktion sein (und warum eine Darmsanierung bei vielen chronischen Krankheiten des Hundes hilft).
Beim Menschen wird seit einigen Jahren intensiv über das Leaky-Gut-Syndroms und dessen Rolle bei chronischen Krankheiten und Autoimmunerkrankungen diskutiert.
Undichter Darm
„Leaky Gut“-Syndrom steht für die Krankheiten, die aus einem "undichten" Darm folgen können. Beim gesunden Hund findet man in der Darm-Schleimhaut einen sehr dichten, sehr festen Verband von Zellen. Ihre Verbindungen werden von sogenannten Schlussleisten (den tight junctions) abgedichtet. Werden die Schlussleisten undicht, kommt es zum Leaky-Gut-Syndrom: der Darm wird löchrig.
Dann können ungewünschte Stoffe und Bakterien in den Körper eindringen. Entzündungen können daraus hervorgehen - und der Körper des Hundes geschwächt werden.
Nahrung und Stress stören das Immunsystem im Hunde-Darm
- Stress beeinträchtigt das Immunsystem. Einerseits verändert die Aktivierung des Kampf-Oder-Flucht-Systems die Durchblutung im Verdauungstrakt und verändert so die Verhältnisse. Andererseits stört Cortison (durch Stress ebenso wie in der Therapie eingesetzt) das Immunsystem
- Fertigfutter ist oft ein extrem hoch verändertes Futter. Es liefert andere Bakterien in der Verdauung, und es wird anders verdaut. Viele Hunde kommen damit gut klar. Andere haben ein deutlich eingeschränktes Profil an Bakterien im Darm und sind so empfindlich gegen Krankheiten.
- Umweltgifte: Hunde laufen auf den Feldern, auch wenn darauf intensiver Ackerbau stattfindet. Und Hunde sind in den Straßen deutlich näher an den Abgasen der Autos.
So kann ein Ungleichgewicht in dem Ökosystem der Darmbakterien entstehen. Fäulnis- und gärungsbildende Bakterien nehmen zu, säuerungsbildende ab. Das Futter wird nun im Hundedarm mehr vergoren: es werden Fuselalkohole gebildet. Sie schädigen die Schlussleisten zwischen den Schleimhautzellen des Darms: die Darmwand wird durchlässig. Der Hund vergiftet sich ständig selbst.
Futtermittelallergien und das Leaky-Gut-Syndrom
Jede Entzündung hat Kardinalsymptome. Wichtig sind hier Schwellung und Funktionsverlust.
- Einerseits handelt es sich allergische Reaktionen vom Allergie-Typ-III. Gegen Nahrungsmittel-Bestandteile (Antigene) werden dabei Antikörper gebildet. Zusammen bilden die Antigene und Antikörper Immunkomplexe. Sie lagern sich an der Schleimhaut an. Um sie abzubauen, beginnt der Körper mit einer lokalen Entzündung. Das ist für eine Hund normal. Schädlich wird es aber, wenn es im Übermaß stattfindet, weil der Hund allergisch auf etwas reagiert.
- Darmentzündungen mit Durchfall und Erbrechen kommen beim Hund sehr häufig vor. Bei jeder dieser Entzündungen kann das Darm-Immunsystem und die Bakterien zu durcheinander geraten, dass ein Leaky-Gut-Syndrom entsteht.
Der "undichte" Darm lässt Bakterien, deren Giftstoffe und unverdaute Nahrungsbestandteile tief in das Gewebe und bis in die Blutgefäße vordringen. Dort aktivieren sie das Immunsystem. So wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst. Um das zu bekämpfen, rufen Botenstoffe und die Immunkomplexe weiße Blutkörperchen herbei. Die sind relativ groß und müssen durch die Schlußleisten hindurch. Diese werden so noch weiter geschwächt: ein Teufelskreis.
Autoimmunerkrankungen und Leaky-Gut-Syndrom
Die Autoimmunkomplexe können mit dem Blut verschleppt werden. In anderen Organen werden sie dann abgefangen: das ist beim Hund einerseits die Niere. Beim Menschen aber wird auch vermutet, dass die Immunkomplexe sich auch in der Schilddrüse anlagern können. So verlagert sich der Entzündungsprozess aus dem Darm in andere, entfernte Organe.
Inzwischen kennt man einige Faktoren, die die Abwehrbarriere im Darm schädigen können. In Folge davon kann es dann zu Infektanfälligkeit kommen: Hunde, die immer wieder krank werden. Aber auch eine Autoimmunerkrankung oder Überreaktionen Allergie des Immunsystems sind möglich.
Die Ursachen für diese Schädigung der Darmschleimhaut beim Hund sind unterschiedlich.
- häufiges Entwurmen
- Medikamente wie Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente (NSAID) oder Chemotherapeutika
- Fütterungsfehler
- Infektionen des Darms durch Bakterien, Viren oder Pilze ( das kann vor allem nach längerer Antibiotikatherapie auftreten.)
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen (IBD; Futtermittelallergie)
- unerkannter oder schlecht eingestellter Diabetes mellitus beim Hund
- Mineralstoffmangel, Resorptionsstörungen, Störungen im Fettstoffwechsel
- falsche Zusammensetzung der Gallensäuren
Bei der Behandlung des Leaky gut Syndroms muss also genau abgeklärt werden, wo die Ursache liegt.
Folgen des Leaky-Gut-Syndromes für einen Hund
Aktuelle wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass das Leaky-Gut-Syndrom eine sehr wichtige Rolle in der Entstehung von Krankheiten innerhalb und außerhalb des Darms spielt. Hierzu gehören:
- Chronische Magen-Darm-Beschwerden: Blähungen, Durchfall, Verstopfung, aber auch Bauchkrämpfe, Sodbrennen, Reflux und chronische Magenschleimhautentzündung können mit dem Leahy-Gut-Syndrom in Verbindung stehen.
- Mangelerscheinungen durch schlechte Aufnahme von Nährstoffen kann ebenso vorkommen wie Nährstoffverluste: Der Darm funktioniert einfach nicht regelrecht
- Störungen des Immunsystems: Infektanfälligkeit, bakterielle Überwucherung des Darmes, Hautallergien
Diagnose eines Leaky-Gut-Syndromes beim Hund und Behandlung
Bei jedem Hund mit Autoimmunerkrankung, Allergie oder häufigen Infektionen, der zugleich auch Anzeichen eines gestörten Magen-Darm-Traktes hat, sollte die Schutzfunktion der Darmschleimhaut überprüft werden. In der Humanmedizin gibt es spezialisierte Labore. Dort wird die Darmflora überprüft, die Menge an Antikörpern (sekretorische IgA), und eventuell auch Zonulin. So erhält man einen Überblick über die Funktionsfähigkeit des Immunsystems und die Dichte der Schleimhaut.
In der Tiermedizin gibt es inzwischen ebenfalls sinnvolle Tests und Kotuntersuchungen dazu. So ist eine gezielte Behandlung möglich.
Therapie
- Eine (selbstgemachte) Eliminationsdiät entlastet den Darm von Futtermittelallergien und -Unverträglichkeiten. So kann er abheilen.
- Adstringierende Zusätze im Futter oder Gerbstoffe dichten den Darm ebenfalls ab. Allerdings mögen Hunde Grünen Tee nicht, auch wenn er ein sehr günstiges Mittel darstellt. Kapseln könnten hier helfen.
- Auch Kurkuma hilft hierbei so sehr, dass es beinahe schon als "Nutraceutical" angesehen werden kann.
- Probiotika helfen, eine gesunde Darmflora aufzubauen.
- Spezielle Schleimhautpräparate helfen dem Körper, wieder eine gesunde Schleimhaut aufzubauen.
Eine kurmäßige Basistherapie hat sich in meiner Praxis sehr bewährt. EIne homöopathische Konstitutionsbehandlung oder eine Akupunkturbehandlung rundet die Therapie sinnvoll ab. Das Immunsystem kann so reguliert werden, damit Ihr Hund wieder gesund sein Leben genießen kann. Sprechen Sie mich an, ich berate Sie gerne dazu.