Wohlstandskrankheiten - Zivilisationskrankheiten
Die Haltung der Pferde wird besser: täglicher Auslauf mit anderen Pferden. Immer mehr Wissen über die Bedürfnisse wird gesammelt. Und trotzdem werden die Krankheiten bei unseren Pferden nicht weniger. Zivilisationskrankheiten sind dazu gekommen, Krankheiten, die dem "guten Leben" geschuldet sind.
Wohlstandskrankheiten auch beim Pferd
Ursache von vielen Erkrankungen beim Pferd - ebenso wie beim Menschen - ist eine Überversorgung mit (ungeeignetem) Futter. Dazu kommen Schadstoffe, Gifte und Toxine aus der Umwelt. Komplementiert wird es mit Bewegungsmangel. Das Ungleichgewicht zwischen Futter und Bewegung und die verstärkt notwendige Entgiftung schwächt den Stoffwechsel. So sind in den letzten Jahrzehnten Allergien, Hufrehe, Sommerekzem, EMS, Cushing, KPU (Kryptopyrrolurie) immer häufiger geworden.
Steppentier - Arbeiter - Stubenhocker
Ursprünglich lebte die Pferde in Gruppen in der Steppe (oder auch im waldreicheren Gebieten der Tundra). Um ausreichend Futter zu finden und genügend Wasser, mussten sie jeden Tag viele Kilometer laufen - meist im ruhigen Weideschritt, aber auch im gemütlichen Trab. Futter gab nicht im Übermaß. Meist war es rohfaserreich und arm an Energie. Und vor allem kamen regelmäßig harte Zeiten im Winter. So wurde im Sommer eine Speckschicht angefressen, von der die Pferde im Winter zehren konnten.
Dieses erfolgreiche Muster versuchen Pferde auch heute noch anzuwenden. Ihr gesamte Verdauungssystem ist auf fast pausenloses Fressen von rohfaserreicher und energiearmer Nahrung ausgelegt. Und ihr Kreislauf und ihr Bewegungsapparat auf fast pausenlose Bewegung.
In der Landwirtschaft mussten die Pferde hart arbeiten. Sie hatten nicht mehr so viel Zeit zum Fressen, und allein aus Raufutter konnte der Energiebedarf für die harte Arbeit nicht gedeckt werden. Auch das Militär konnte seine Pferde nicht allein mit Raufutter ernähren. Allein schon die riesigen Mengen Heu und Stroh wären logistisch nicht zu bewältigen gewesen. So wurde die Fütterung von Pferden mit Kraftfutter üblich.
Pferdeleben heute
Deutschland ist dicht besiedelt. Platz für große Weiden gibt es nur wenig. Allerlei ausgeklügelte Bewegungssystem wurden entwickelt, von Führanlagen bis zum Paddock Trail, um das auszugleichen. Dazu bekommen Pferde noch immer traditionell Kraftfutter, obwohl sie heutzutage deutlich weniger arbeiten müssen - und damit auch weniger Energie brauchen. Und Pferdefutter ist häufig mit Spritzmittel belastet: Unkrautvernichter, Halmverkürzer für standfestes Getreide (wer hat schon noch langes Stroh?), Insektizide und Pestizide. Sie alle müssen vom Stoffwechsel verarbeitet und unschädlich gemacht werden.
So gibt es viele Ursachen, die zu Zivilisationskrankheiten auch beim Pferd führen können:
- zu wenig Bewegung
- zu viel Energie in der Nahrung
- zu hohe Belastung für den Stoffwechsel
überlasteter Stoffwechsel - ungenügende Entgiftung
Eigentlich brauchen Pferde: freien Auslauf, ständig Zugang zu Raufutter, Bewegung und eventuell angepasste Mineralien und Kraftfutter. Die hygienische Qualität des Futters ist hier besonders wichtig. Heu darf keine Giftpflanzen enthalten, es sollte schimmelfrei sein, möglichst spät geerntet und nicht gespritzt worden sein.
Ist der Stoffwechsel überlastet, dann entgiftet das Pferd nach Außen: Krankheiten entstehen. Die Leber wird geschädigt. Die Niere muss unnötig viel arbeiten, im Darm kann es zur Dysbakterie kommen. Das Immunsystem wird schwächer - das Pferd wird nun anfälliger gegen Infektionen. Und die Haut kann (chronische) Entzündungen zeigen. Übergewicht belastet die Sehnen und Gelenke - bei jedem einzelnen Schritt.
So sind typische Wohlstandskrankheiten beim Pferd z.B. Equines Metabolisches Syndrom, Equines Cushing Syndrom, Insulinresistenz, Equines Fibromyalgie Syndrom, KPU (Kryptopyrrolurie), Magengeschwüre, Hufrehe, Allergien und Ekzeme (und die Liste geht noch lange weiter …)