Bandscheibenvorfall beim Hund
Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Bei Dackeln ist es berüchtigt: für Jahrzehnte bedeutete die Dackellähme als Folge eines Bandscheibenvorfalls (Prolaps) das Ende eines fröhlichen, lebhaften Hundes.
Es sind aber nicht nur Dackel von einem Bandscheibenvorfall betroffen - Jack Russel-Terrier, Yorkshire-Terrier, Beagle, Möpse (nur um einige zu nennen) können ihn erleiden, ebenso wie größere Hunde.
Anatomie: Aufbau der Bandscheibe beim Hund
Die Bandscheibe liegt als Puffer zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule. Sie besteht aus einem bindegewebigen Ring (Anulus fibrosus) um eine Art verformbares Gelkissen, dem Nucleus pulposus. Der Ring hält das Kissen an der Stelle und sorgt dafür, dass bei Bewegungen nichts auf das Rückenmark mit den Nervensträngen drückt. So kann die Wirbelsäule einerseits so effektiv Stöße dämpfen und andererseits die Bewegungen ermöglichen. Beim Bandscheibenvorfall reißt der Bindegewebering, und das ,Gelkissen‘ quetscht das Rückenmark.
Unterschiedliche schwer sind die Symptome eines Bandscheibenvorfall je nach Stelle, an der die Wirbelsäule betroffen ist, und am Grad des Druck auf das Rückenmark. Geschieht der Vorfall weiter oben Richtung Kopf, ist das schlimmer. Es reißt auch nicht immer der gesamte Bindegewebsring. Wenn nur einige Fasern nachgeben, wölbt sich der Inhalt des "Gelkissens" in das Rückenmark vor - ebenfalls sehr schmerzhaft, aber als Verletzung deutlich weniger schwer.
Leider drückt sich der Inhalt der Bandscheibe immer zum Rückenmark. Einen Bandscheibenvorfall beim Hund in die andere Richtung, nach unten zum Bauchraum, wo genügend Platz wäre, gibt es nicht. Das ist ein angeborenes Hundeproblem. Aber die Verletzung des Rückenmarkes macht den Bandscheibenvorfall zu einer so schmerzhaften und schwerwiegenden Verletzung für den Hund.
Bei Kleinen Rassen (chondrodystrophen Rassen) handelt es sich um eine „angeborene Schwäche“. So entstand der Name "Dackellähmung". Bei ihnen verändern sich die Bandscheiben schneller: es ist ein degenerativer Prozess. Der Bandscheibenvorfall kann bei ihnen bereits bei jungen Hunden auftreten: mit drei, vier, fünf Jahren. Viele kleine Hunde leiden auch unter einem langen Rücken, der die Wirbelsäule und die Bandscheibe mechanisch belastet.
Inzwischen sind Gene identifiziert worden, die für eine höhere Raten an Bandscheibenvorfällen verantwortlich sind.
Ablauf eines Bandscheibenvorfalls
Bei plötzlichen Bewegungen im Spiel oder bei Sprüngen können die Bandscheiben bei gerissenen Faserring auf das Rückenmark drücken und Lähmungserscheinungen und Schmerzen auslösen. Oft ist es zum Beispiel der Sprung vom Sofa. Und immer kann es einfach nur „Pech“ sein.
Chondrodystroph bedeutet, dass Hunde dieser oben aufgezählten Rassen (und weitere Rassen) an einer angeborenen Schwäche der Knorpel leiden. Bei ihnen verändert sich das Knorpelgewebe im Sinne einer Degeneration. Bereits bei noch recht jungen Tieren kann das geschehen. So kann auch das Bindegewebe im Anulus fibrosus der Bandscheibe degenerieren. Wenn es reißt, kann das dann zum Prolaps, dem Bandscheibenvorfall, führen.
Je nach Schwere der Veränderung unterscheidet man zwischen einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) und einem Vorfall (Prolaps). Beides kann den Rückenmarkskanal in der Wirbelsäule verengen und/oder die Nervenwurzeln reizen. Beide sind sehr schmerzhaft für einen Hund.
Symptome bei Bandscheibenvorfall
Es gibt sehr viele ältere Hunde (nicht nur Dackel), die vor jeder Bordsteinkante und jeder Treppenstufe zögern. Die beim Aufstehen eine Pause machen. Die Bewegung schmerzt sie - das geringe Durchdrücken ist schon zuviel für ihren Rücken.
- Dies entspricht dem Schweregrad I eines Bandscheibenvorfalls. (Das heißt nicht, dass all diese Hunde unter einem Bandscheibenvorfall leiden. Es gibt noch andere Gründe für Rückenschmerzen.)
- Im Grad II sind die Schmerzen deutlicher erkennbar. Auch Berührungen schmerzen jetzt - die Hunde können sich ängstlich zeigen oder schnappen, wenn man sie anfassen will. Sie vermeiden alle Bewegungen.
- Im Grad III sind die Schmerzen noch stärker. Dazu kommen jetzt die ersten Ausfälle von Nerven. Die Hunde laufen unsicher - wenn man sie zum Laufen zwingt. Bei der neurologischen Untersuchung reagieren sie verzögert: erste Reflexe sind schwach.
- Im Grad IV ist zusätzlich auch die Tiefensensibilität gestört oder ausgefallen. Die Halte- und Stellreflexe, die für den automatisch leichten Gang sorgen, sind ausgefallen. Die Hunde laufen unkoordiniert - eine Ataxie.
- Im Schweregrad V sind die Hunde gelähmt - die typische ,Dackellähmung‘.
Auswirkungen für den Hund
Für die Hunde ist ein Bandscheibenvorfall extrem schwierig zu verstehen. Von einer Minute zur anderen leiden sie unter extremen Schmerzen bei Bewegungen, die für sie natürlich sind. Sie empfinden die Schmerzen wie eine völlig unverständliche Bestrafung. Manche reagieren mit Aggressivität auf die Schmerzen, andere werden scheu und ziehen sich zurück.
Manchmal passiert das mitten im Spiel: der Hund schreit auf und will sich nicht mehr bewegen.
In leichten Fällen sind nur die Reflexe verlangsamt: die Halte-und Stellreflexe informieren den Hund, wo sich seine Beine und Füße gerade befinden. Der Hund kann schwankend laufen.
Therapiemöglichkeiten
Diese chronischen und akuten Schmerzzustände bei einem Bandscheibenvorfall können gut durch Akupunktur und/oder eine homöopathische Behandlung gebessert werden (Schmerzmittel vertragen Hunde oft nicht gut). Selbst Lähmungen (Dackellähmung) oder bereits seit langem bestehende Schwäche der Hinterbeine kann erfolgreich therapiert werden, wenn nicht operiert werden soll.
Ist eine Op nicht sinnvoll oder das Zeitfenster dafür um, ist die Akupunktur eine sehr wirkungsvolle und hilfreiche Therapie. Sie stimuliert die Heilung der Nerven meist erfolgreicher als eine rein medikamentelle Behandlung. Aber auch nach einer Operation kann sie gut unterstützen. Heilkräuter oder eine passende Chinesische Kräutermischung können Ihrem Hund helfen, wieder fröhlich zu laufen.
Auch der 'Hexenschuss‘ der Hunde, ein sehr schmerzhafter Zustand, kann mit Akupunktur und Homöopathie sehr gut, schnell und wirkungsvoll behandelt werden. Eine Magnetfeldtherapie wirkt auf die schmerzhaft verkrampfte Muskulatur entspannend: sie verbessert die Durchblutung und fördert die Regeneration. Physiotherapie kann die Heilung eines Bandscheibenvorfalls sehr gut unterstützen. Hier lernt der Hund, wieder neue Reflexe zu entwickeln, ein gezieltes Muskeltraining ist möglich und die Funktion der Nerven kann gezielt geübt werden.