Übergewicht beim Hund?

Ein dicker Hund …

Es braucht gar nicht so schlimm zu sein wie bei diesem verfetteten Beagle. Bereits bei Übergewicht kommt zu Veränderungen im Stoffwechsel - so, wie beim Menschen auch.

Definition: Was ist Übergewicht (Adipositas) beim Hund?

Übergewicht beim Hund kommt häufig vor. Der Fachbegriff lautet Adipositas. Der übergewichtige Hund wiegt mehr, als es der Rassestandard erlaubt (obwohl man sich auf den Standard nicht umbedingt verlassen kann). In seinem Körper wird Fett gespeichert: Fettpolster, die die normalen Körperfunktionen schwächen.

Experten nehmen an, dass mindestens ein Viertel aller Hunde in Deutschland übergewichtig sind. In anderen Studien werden sogar die Hälfte aller Hunde als "zu dick" gewertet.

Übergewicht ist eine ernste Krankheit. Sie kann viele weitere körperliche Probleme verursachen, wie beispielsweise Diabetes mellitus ("Zucker"). Atemprobleme und Herzschwäche werden bei Übergewicht schlimmer. Die Leber wird in ihrer Arbeit stark belastet - der Hund kann nicht mehr so gut entgiften wie in schlankeren Tagen. Das kann Hautkrankheiten verursachen. Das Immunsystem arbeit bei Adipositas schlechter. Und nicht zuletzt werden Schmerzen in den Gelenken und Bewegungstörungen durch Übergewicht verstärkt - durch das Gewicht, das bei jedem Schritt von den belasteten Gelenke getragen werden muss. Bei jedem einzelnen Schritt.

Alles in allem ist die Lebensqualität eines zu dicken Hundes stark herabsetzt. Ein übergewichtiger Hund lebt bewiesenermaßen kürzer als schlankere Artgenossen (Purina-Studie, siehe unten).

Ursachen für Übergewicht (Adipositas) beim Hund?

Es gibt verschiedene Ursachen für Übergewicht bei Hunden. Immer aber nehmen die Hunde mehr Energie (Kalorien) zu sich, als sie verbrauchen können. Weil jeder Körper "für schlechte Zeiten vorsorgt", bilden sich Fettdepots. Diese bleiben, auch wenn der Hund später nicht mehr zuviel Energie erhält (genau wie beim Menschen).

Hunde haben kein Sättigungsgefühl, dass ihnen sagt: der Napf ist zwar noch halb voll, aber eigentlich habe ich schon genug. Ich bin jetzt satt, ich höre auf. Im Gegenteil, ihr Staumagen ist auf Völlerei eingestellt: Fressen, bis man fast platzt, das ist das Ziel eines Hunds. Und das ist in Zeiten des Überflusses nicht gerade gesund.

Einige Faktoren begünstigen Übergewicht auch beim Hund

  • genetisch: bestimmte Rassen wie der Labrador Retriever, der Beagle oder der Cockerspaniel neigen zu Adipositas.
  • Kastrierte Tiere bekommen häufiger Übergewicht.
  • Erkrankungen, die Übergewicht hervorrufen können: die Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Hund, eine Fehlfunktion der Nebenniere (Morbus Cushing) oder eine Fehlfunktion des Hypothalamus.
  • Übergewicht durch Medikamente: wenn der Hund bestimmte Medikamente einnehmen muss, zum Bespiel Kortison.

Wie erkennt man Übergewicht (Adipositas) beim Hund?

Übergewicht beim Hund zeigt sich zunächst durch mehr vorhandenes Körperfett. Es lagert sich an verschiedenen Stellen des Körpers an.

  • Die Rippen sind nicht mehr gut zu tasten, da eine Fettschicht sie überdeckt.
  • Der Schwanzansatz ist mit Fett umgeben.
  • Der Bauch des Hundes erscheint durch innere Fettablagerungen dicker. Er hängt herunter.
  • Von oben kann man die Taille nicht mehr erkennen.

Bewertungssysteme (Body condition score, BCS) helfen, den Zustand des Hundes besser beurteilen.

Folgen der Adipositas:

Welche Folgen hat Übergewicht für den Hund?

Bei übergewichtigen und fettleibigen Hunden steigt das Körperfett von 10 - 20% auf bis zu 40%. Fettzellen füllen sich prall mit Speicherfett. Neue Fettzellen werden gebildet, um all das aufnehmen zu können, was täglich ankommt. Fettspeicher werden angelegt:

  • Fettspeicher in der Unterhaut am Körper stören die Regulation der Körpertemperatur
  • Fettspeicher in der Brust- und Bauchhöhle behindern die Organe: das Herz hat weniger Platz zum Schlagen, die Lungen weniger Platz, sich auszudehnen
  • Fettspeicher im Bindegewebe, das die inneren Organe durchzieht, stören deren Funktion

Fettzellen speichern allerdings nicht einfach nur Fett. Sie regulieren den Stoffwechsel des Hundes auch, indem sie Hormone und andere Regulationsfaktoren freisetzen. Sie wollen immer schön fett und prall bleiben - ganz egal, was das für den Hund bedeutet.

körperliche Belastungen durch Übergewicht beim Hund

  • Teilweise haben die Hunde Schmerzen, da ihre Gelenke stark belastet werden - bei jedem einzelnem Schritt (der Beagle oben hatte bereits Kreuzbandrisse an beiden Knien).
  • Andere, besonders die kurznasigen Hunde, bekommen schlechter Luft. Ihr Kreislauf wird stark belastet - mit Folgen für das Herz.
  • Fett isoliert gut gegen Kälte und Hitze. Mit anderen Worten: Übergewicht stört die Regulation der Körpertemperatur. Besonders bei Hitze sind dicke Hunde gefährdet. Wenn sie dann noch einen kurzen Sprint hinlegen, kann dass ihren Kreislauf überfordern.

Es ist schwierig, einem Hund Schmerzen anzumerken. Hunde zeigen Bewegungsschmerzen nicht durch Stöhnen – oft fällt nur auf, dass sich der Hund weniger bewegt und teilweise schwerfällig wirkt. Oftmals atmen die Hunde erschwert, sie schnarchen, hecheln schneller und sind weniger belastbar.

Übergewicht belastet auch den Stoffwechsel

Fettgewebe wirkt im Körper wie eine chronische Entzündung, und Fettzellen bilden Gewebshormone. Beides belastet die Leber und dann folgend den gesamten Körper. Bei Hunden gibt es ebenfalls ein Metabolisches Syndrom wie bei Menschen (und Pferden) mit Insulinresistenz bis zum vollausgebildeten Diabetes. Die Insulinresistenz mit all ihren Folgen für Blutgefäße und Organe ist bereits bei leichtem Übergewicht stark ausgeprägt.

Sogar für Krebs und Tumoren ist Übergewicht ein wichtiger Risikofaktor.

ein Hund stöbert am Kiesstrand, seine Silhouette vor dem Himmel
Training einmal anders: auf dem groben Kies wird die Geschicklichkeit gefordert

Deutliche Schürzung (der Anstieg nach dem Brustkorb), eine deutlich sichtbare Taille, würde man von oben schauen, die Rippen sind bedeckt, aber gut zu tasten, die Wirbel (oben auf dem Rücken) sind zu tasten, aber sie stehen nicht heraus - und leichte Bewegungen bei dieser Setter-Mix-Hündin aus Spanien. Vor allem das Letzte ist bei Übergewicht nicht mehr möglich.

 

Dicke Hunde laufen weniger gerne als dünne. Die fehlende Bewegung schwächt auch das Herz-Kreislaufsystem. Weitere typische Folgeerkrankungen des Übergewichts wie Herz-, Haut- und orthopädische Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Inkontinenz, Fortpflanzungsstörungen oder Diabetes mellitus führen dann zu entsprechenden Symptomen der jeweiligen Krankheit.

Andererseits beginnt für viele dieser Krankheiten eine erfolgreiche Therapie auch mit einer guten Diät.

 

Zum Weiterlesen:

Studie zur Gewichtsreduktion

(deutscher Kommentar zur) Studie zur verringerten Lebensdauer bei Übergewichtigen Hunden

Studie zur verringerten Lebensdauer adipöser Hunde - Insulinresistenz